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Ein- und Ausbürgerung

2006-03-16

Hessen möchte jetzt auch einen “Wissens- und Wertetest” für einbürgerungswillige Ausländer einführen. Ich halte das für eine gute Idee, die aber noch verbesserungsbedürftig ist. Ich fordere gleiches Recht für alle, und das heißt nicht nur die Möglichkeit, über diesen Test als Deutscher eine Ausbürgerung zu erreichen, sondern sogar eine Teilnahmepflicht für alle Deutschen, sozusagen eine Gedankenhauptuntersuchung. “Die Zeit” präsentiert eine Vorabversion des Testes, und wenn man sich diesen anschaut, sieht man, welche Möglichkeiten sich dadurch erschlössen, daß man ihn mit der gesamten Bevölkerung durchführte. Man könnte auf einen Streich sämtliche Haupt- und Sonderschüler ausbürgern, einen Großteil der Arbeitslosen, die ja vor allem aus Ausbildungs- und Schulabschlußlosen bestehen, die gesamte NPD, 93 % der Abiturienten und allgemeinen Hochschulreifen (mich eingeschlossen) sowie teure Demenzkranke. Hinzu kämen positive Nebeneffekte, denn wenn Hüssein, seit dreißig Jahren bei Ford in Köln am Fließband, nach seiner Neun-Stunden-Schicht deutsche Geschichtsbücher auswendig lernen muß, kommt er nicht dazu, seinen Kindern Türkisch beizubringen, und Ali, Dipl.-Ing. in einem großen deutschen Unternehmen, schaut sich nach seiner 67-Stunden-Woche am Sonntag halt mal Caspar David Friedrich an statt der Fußballübertragung aus seiner Heimat. Schade nur, daß die Kürze des Testes es nicht erlaubt, die gesamte Bandbreite unserer Leitkultur zu prüfen, wie z. B. Autoren wie Helmut Kohl, Architekten wie Albert Speer oder Wasweißichwen wie Kurt Schwitters.
Die Gruppe derer, die die besten Chancen hätten, den Test zu bestehen, könnte man von diesem ausnehmen, aus einem einfachen Grund: die Gruppe der Hochqualifizierten ist von sich aus dabei, das sinkende Schiff zu verlassen.