Archive for 2006-07-21

Jetzt noch bunter: die deutsche Sprache

2006-07-21

Hurra, das Monopolwerk der deutschen Sprache, den Düuden, gibt es in einer neuen Auflage. Die Auslieferung an die Abonnenten wird bald beginnen. Passend zum kindgerechten Inhalt, der uns sagt, daß wir nicht so schreiben dürfen, wie wir es wollen, sondern nur so, wie Papa Duden es uns vormacht, ist er nun noch bunter geworden.
Trotz der andauernden Bemühungen der Duden-Redaktion, uns bei der Rechtschreibung zu helfen, die sie im übrigen maßgeblich für uns entwickelt hat, bestehen die Pressereaktionen aus Häme und Polemik. So bezeichnet die Süddeutsche den neuen Duden als Agent des Wirrwarrs, während ihm die Frankfurter Rundschau die Aufnahme von Blödelsprech unterstellt. Für mich wäre die neue Ausgabe sicher eine sinnvolle Anschaffung, denn mein einer Duden, die 18. Auflage von 1980, wurde außer Kraft gesetzt, während der andere, die 21. Auflage von 1996 (die erste mit neuer Rechtschreibung) aufgrund des veralteten Inhaltes nur noch Sammler-, oder besser: Brennwert hat. Vor allem aber sind sie mir nicht mehr bunt genug. Aber dieser Blog braucht den Duden eh nicht, außer um zu wissen, daß es jetzt auch der Blog heißen kann…

Sparsamer Auto fahren

Ich kenne des Deutschen letztes Refugium der Freiheit, seine Autobahn, ja vor allem aus der Beifahrerperspektive. Vielleicht ist es die Nicht-Beschäftigung mit der Fahrzeugsteuerung, die es mir erlaubt viele verhaltensforschende Beobachtungen bei den Verkehrsteilnehmern vorzunehmen, jedenfalls stelle ich auf Autobahnmitfahrten des öfteren fest, daß einige Automobilisten dort ein Maß an Rationalität offenbaren, das man sonst eher bei der Suche und Wahl eines Sexualpartners beobachten kann. Oder anders gesagt: die Urinstinkte kommen durch. Neid, Haß, Rudelstatus, Phallusbewußtsein. Da sind die einen, die es mit an Freiheitsberaubung grenzender Dreistigkeit wagen, aus kleinkarierten ökonomischen Gründen mit weniger als der Richtgeschwindigkeit zu überholen, obwohl ihr drei Meter langes Unterschichtsymbol problemlos in der Lastwagenkolonne auf der rechten Spur Platz finden würde. Und die anderen, die hart dafür gearbeitet haben, ihren MerBMWorsche von der Steuer absetzen zu können, um dann durch Trödler wertvoller Sekunden ihrer elitären Lebenszeit beraubt zu werden. Von denen man sich wünscht, daß sie ihre vorbildliche Haltung auch in anderen Lebensbereichen durchsetzen würden, z. B. indem sie in der Supermarktkassenschlange die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen auf sich lenkten, indem sie ihnen mit dem Einkaufswagen in die Hacken führen, um ihnen verständlich zu machen, sie mögen sich doch bitte in die rechte Schlange stellen, damit es in der linken schneller geht.
Natürlich ist dieser Vergleich unsinnig, denn das Einkaufen erledigt die Haushälterin, und im Gegensatz zu unserer Autobahn ist vermißt man hier eine wichtige Form der Notwehr, das Rechtsüberholen. Aber nicht nur der Verteidigung der persönlichen Souveränität, sondern auch der Wirtschaftlichkeit dient dieser alltägliche Vorgang, was in Zeiten, in denen alle den Gürtel enger schnallen müssen – nicht ohne Grund gibt es Selbstzünder mittlerweile auch für Mittelschichtfahrzeuge wie S-Klasse un 7er – durchaus interessant ist. Deshalb möchte ich heute auf den Spartipp: Rechtsüberholen lohnt sich wieder verweisen.