Archive for June, 2006

The Fall

2006-06-21

“My attitude is if you can’t deliver it like a garage band, fuck it.”

Mark E. Smith in einem Interview, in dem er, Shane MacGowan von The Pogues und Nick Cave u. a. über Nietzsche diskutieren.

“We were going to have to cross the desert and we didn’t want to do that.”

Mark E. Smiths Begründung, warum die Band in Texas eine Tournee abbrach, aus einem lesenswerten Artikel des Independent über The Fall.

Sie meinen: Hätte es Punk damals nicht gegeben, hätten Sie Punk einfach erfunden?
Keine Ahnung. Ich kann mich an nichts mehr erinnern.

Vor kurzem erst wurden Sie von einem Gericht in Amerika verurteilt, keinen Alkohol mehr anrühren zu dürfen.
Ah ja, ich erinnere mich. Die haben mich in Therapie geschickt. Aber jetzt trinke ich ja wieder.

Aus einem Interview mit der taz.

[…] his face is that of a man 20 years his senior. There are few people who, even on a bad day, can make Shane MacGowan look healthy, but Mark E Smith is one of them.

Ein Artikel von The Observer.

“They are always different, they are always the same.”

John Peel über seine Lieblingsband The Fall (Quelle)

“After well over 27 albums the man still keeps spewing forth the highest quality vitriol. I never get tired of this guy. I have pretty much all those records. I like ’em a lot, and I wouldn’t wanna be caught in an elevator with him when it wasn’t working.”

Henry Rollins über Mark E. Smith. Anm.: Henry Rollins ist ein kräftig gebauter Kerl.

Wer sind The Fall? Sie sind Punk, daran besteht kein Zweifel, aber dort, wo sich die Ramones irgendwo zwischen beschleunigtem Rockabilly und Bubble Gum Pop aufhielten und die Sex Pistols für pöbelnden Rock ‘n’ Roll gecastet wurden, nennt Mark E. Smith, der Kopf von The Fall, der sich seine Band nach Belieben – oder Prügeleien mit Band-Mitgliedern – neu zusammenstellt, Einflüsse wie Can oder Stockhausen. Wer meint, Musik müsse als Berieselung tauglich sein und bestimmten Vorstellungen entsprechen, oder überhaupt Vorstellungen, wird The Fall nicht mögen. Wer bereit ist, das unkonventionelle und neue zu entdecken, das politisch unkorrekte und ätzende, das rauhe und ungeschliffene, wird.
Was ich mich bei MES immer wieder frage, ist, wie dieser häßliche Typ an Frauen wie Elena Poulou oder früher Brix Smith kommt. Gerissen, wie er ist, hat er beide jeweils auch gleich in seine Band aufgenommen, was auf Tour sicher so seine Vorzüge hat.

Weitere Links

Wir sind Weltmeister!

2006-06-19

+++ Sondermeldung!!! +++

Deutschland gewinnt die FußballWeltmeisterschaft! Na, da werden sich die Fußball-Fans aber freuen.

Bienen und Blumen

2006-06-16

jetzt.de hilft uns, Bienen und Blumen zu verstehen.

Heidentum

2006-06-15

In meiner Nachbarschaft breitet sich offenbar das Heidentum aus. In den letzten Tagen hörte ich oft Nachbarn, die ihrem Glauben durch laute “Thor“-Rufe, begleitet von ekstatischem Geschrei, Ausdruck verliehen. Vielleicht sollte ich einfach mal “Jehova” dazwischenrufen…

Beach Buggy

2006-06-06

Früher, Rentner mögen sich vielleicht noch erinnern, wurde unser Volk mit dem Volkswagen volksmotorisiert, wobei Volkswagen einerseits der gleichnamige Konzern, andererseits dessen einziges PKW-Modell war, das heute gemeinhin als VW Käfer bezeichnet wird. Noch früher, in einer Diktatur, an deren Beteiligung sich viele Rentner nicht mehr erinnern mögen, hieß dieses Ding Kraft-durch-Freude-Wagen. In den Dreißigern des vorigen Jahrhunderts hatte man an die Freude noch nicht so hohe Ansprüche. Immerhin konnte man mit dem Volkswagen auf der deutschen Autobahn dreistellige Geschwindigkeiten erreichen, so etwa 98,3 km/h, weswegen es dort traditionellerweise keines Tempolimits bedarf. Der KdF-Wagen, dessen Konstruktion Ferdinand Porsche zugeschrieben wird, aber wohl eigentlich von Josef Ganz stammt, begeisterte den Diktator mit dem Charlie-Chaplin-Bärtchen so sehr, daß er Ferdinand Porsche ordentlich unter die Arme griff. Um dann mit einer abgewandelten Version namens Kübelwagen den kriegswehrtauglichen Teil der Bevölkerung quer durch Europa kutschieren zu lassen. Unsere Jungs wurden aber nicht überall freundlich empfangen, vielleicht haben sie sich nicht so gut benommen, man weiß ja, wie wie sich unsere Landsleute manchmal im Ausland verhalten. Vielleicht wurde das neuartige Gefährt aber auch einfach als Bedrohung für die dortige Autoindustrie wahrgenommen. Jedenfalls kamen nicht viele von den Kübelwagen zurück, und die Insassen der zurückkehrenden hatten oft noch mehr Teile und Betriebsflüssigkeit verloren als ihr Fahrzeug.
Nach dem Krieg wollte dann keiner mehr etwas von den Nazis wissen, weswegen es dann auch plötzlich keine mehr gab, aber die Autobahnen waren immer noch da, und der Volkswagen wurde wiederentdeckt, um sie mit dieser motoristischen Notlösung zu bevölkern. So pendelte der Wirtschaftswunderer mit Heckmotor, Pendelachse und Blumenvase (nur in der Export-Version) zu seinem Büro oder Volkswagenwerk, oder fuhr mit Familie und viel Geduld über die Alpen, um sich anschließend beim Spaghettiessen zu blamieren.
Im Laufe der Jahre wurde der Volkswagen behutsam weiterentwickelt, denn man wollte die Kundschaft ja nicht mit echten Neuerungen, wie Frontmotor oder Wasserkühlung, vergraulen. Gut, der Motor war irgendwann doppelt so stark, auch dessen Durst, auch die Heizung nach dem Auschwitz-Prinzip, d. h. Abluft vom Motor incl. Abgase direkt in den Innenraum, wurde durch die sagenhafte “Frischluft-Heizung” abgelöst, die zwar immer noch zu schwach war, aber man wußte ja: was nicht tötet, macht hart wie Kruppstahl. Viele Leute kauften den Volkswagen wegen eines Vorzugs, mit dem der Hersteller auch warb: der Käfer “läuft und läuft und läuft”. Das war auch sein größter Nachteil: dieser rollende Anachronismus mit dem markant scheppernden Motorgeräusch behinderte noch weit bis in die Neuzeit den Straßenverkehr.
Irgendwann um die Mitte des letzten Jahrhunderts kam man bei Volkswagen dann auf die Idee, den Käfer in die Vereinigten Staaten zu exportieren. Ob hier Aversionen wegen des Sieges der Alliierten eine Rolle spielten, ist nicht überliefert, jedenfalls konnte man den Amerikanern das Ding in Stückzahlen andrehen, weil die amerikanische Autoindustrie es konsequent vermieden hatte, ihre Konsumenten mit dem Begriff “Fahrwerk” zu irritieren. Später fand dann ein gewisser Ralph Nader heraus, daß man das Lenkrad während der Fahrt so drehen kann, daß das Fahrzeug außer Kontrolle gerät. Wer hätte das gedacht? Manche Amerikaner kauften den Käfer, weil er billig war und daher noch genug Geld fürs Essen übrigblieb, andere aus Regellion gegen die Gesellschaft. Ein bekanntes Beispiel für letzteres war der Rebell James Dean, der sich eine tiefergelegte und frisierte Version des Volkswagen leistete, die Porsche unter seinem eigenen Namen verkaufte. Ich schreibe jetzt mal, daß sich James Dean aus Protest damit totfuhr, denn wenn ich sage, es lag am Fahrwerk, oder daran, daß das Auto zu klein war, um es auf der Straße sehen zu können, würde ich vielleicht Ärger bekommen.
Aus dem gleichen Grund, aus dem sich die Rocker ihre Chopper aus Harley-Davidsons zusammenschraubten, entdeckten dann die Bienen-und-Blumen-Kinder den Käfer als Schrauberobjekt für sich: er war sehr billig. Irgendwann merkten die Hippies, daß sie ihren Lebensstil auch irgendwie vermarkten könnten – weißt Du, so Meditationskurse machen oder Batikhemden importieren, das hilft der Dritten Welt voll, Du, echt – und wurden als Zielgruppe für den “Neuen Käfer” (New Beetle) entdeckt. Daß der New Beetle eigentlich nur eine unpraktischere Version des Golf war, merkten die Althippies nicht, denn wenn man zuviel kifft, bekommt man nicht mehr so richtig mit, was in der Welt da draußen so vor sich geht, laßt Euch das gesagt sein. Wichtig war, daß dank Klimaanlage das Gemüse auf der zweistündigen Rückfahrt vom Öko-Bauernhof jetzt länger frisch blieb, und die Kühe wurden nicht mehr von so einem scheppernden Motorgeräusch verstört. Und wegen der Zentralverriegelung brauchte man nicht mehr so voll kompliziert viele Schlösser finden. Auch landete das Huhn, das man eigentlich vor dem grausamen Tod im Schlachthof retten wollte, nicht mehr versehentlich im Motorraum, der weil der jetzt vorne war. Aber ich schweife ab.
Die Hippies wollten der Natur nahe sein und sich nicht mit Blech von ihr abschotten. Also nahmen sie ein billiges Gefährt, das für ein Pfund Gras den Besitzer wechselte, und entfernten das Blech. Damit konnten sie dann der abgasverseuchten Stadt entfliehen und durch die Dünen an den Strand fahren, um dort über die Auswirkungen des Autoverkehrs auf empfindliche Ökosysteme zu diskutieren, oder um schöne große Peace-Symbole in den Sand zu fahren. Wenn dann der Sprit alle war, konnten sie beobachten, wie Mutter Natur auf Ebbe Flut folgen ließ und das gute Stück langsam vom Salzwasser umspült wurde, während sie sich darüber stritten, wer heute mit Tanken dran war und ob die Katze es überlebt, wenn sie ihre Medizin heute abend nicht bekommt. Das Auto, um das es hier geht, das einer ganzen Generation eine Bewußtseinserweiterung durch die Auseinandersetzung mit bürgerlichen Ideologien wie Nützlichkeit oder Fahrspaß ermöglichte, war der Strand-Buggy, auch Dünen-Buggy, genannt. Dieses kleine kalifornische Wunder versöhnte noch mitten im kalten Krieg westliche Vorkriegstechnik mit modernen östlichen PlastikKarosseriebaumethoden. Der Meyers Manx hatte das Licht der Welt erblickt!
Irgendwann wurden die Hippies weniger, vielleicht, weil Kiffen hungrig macht und Essen Geld kostet und zwischen den Meditationskursen nicht mehr genug Zeit blieb, um an den Strand zu fahren, oder sie sind in ihren leergefahrenen Buggies aufs offene Meer hinausgetrieben, immer dem Sonnenuntergang entgegen, wer weiß. Die Hippie-Ära endete jedenfalls, es kamen Disco, Punk und New Wave, und irgendwann fuhr man dann per Anhalter zum Strand, um dort Araber zu erschießen. Meyers entwickelte währenddessen tapfer den Manx weiter, ohne die Zielgruppe aus den Augen zu verlieren, zum Manxter 2+2, der jetzt auch Rücksitze für die beiden Kinder aus der dritten Ehe mitbringt. Und eine Motorisierung, mit der man sich nicht vor dem BMW des Nachbarn scheuen muß. Natürlich gehört in einen Beach Buggy der vom Käfer gewohnte Vier-Zylinder-Boxermotor. Aber woher nimmt man den, wo der Käfer nicht mehr gebaut wird? Man schielt ins Land der aufgehenden Sonne und erblickt den mit östlicher Weisheit und viel Yin und Yang veredelten Subaru Impreza WRX STI mit seinem Vier-Zylinder-Boxer-Freude-durch–Kraft-Motor! Auch wenn der Motor für das rauhe Strandleben zugunsten der Haltbarkeit etwas entschärft wurde, reichen seine immer noch 250 PS, um das 900 kg-Sandkastenauto in 4,2 s auf 60 Meilen pro Stunde zu katapultieren. Da freut sich der Hippie, denn die Katze bekommt jetzt immer rechtzeitig ihre Homöopathie, und er schafft es jetzt auch zwischen den Meditationskursen noch mal zum Strand. Um dann dort gegen seinen Nachbarn mit dem unpatriotischen X5 die Viertelmeile zu gewinnen.

Hubraum…

…ist durch nichts zu ersetzen, als durch noch mehr Hubraum – so lautet eine alte Benzinweisheit. Und wo bekommt man viel davon? Nun, alte Flugzeugmotoren aus der Zeit des letzten Weltkrieges sind eine naheliegende Lösung. In diesem Fall der gute, alte Rolls Royce Merlin, der hervorragend – oder sagen wir: mit ein paar Handgriffen – in den schönen Rover SD1 paßt. Im Pistonheads-Forum gibt es dazu einen Beitrag mit vielen Bildern. Die Idee ist, wie ich der Wikipedia entnehmen, nicht neu. Dieses Modell hat sogar eine Straßenzulassung, ebenso wie dieses etwas, äh, amerikanische Projekt. Ich bin gespannt, ob noch andere Verwendungszwecke für dieses niedliche Motörchen gefunden werden, z. B. Quereinbau vor der Hinterachse, oder einfach zwei davon einbauen.

Wie man berühmt wird, Folge 1: Amir Massoud Tofangsazan

2006-06-02

Amir Massoud Tofangsazan dürfte in diesen Tagen zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten im WWW werden, ohne daß er dafür großartig einen Finger hätte rühren müssen. Nein, ganz im Gegenteil, alles, was er brauchte, war eine bekannte Internetauktionsseite, ein defektes Laptop, einen Käufer mit langem Atem und eine gehörige Portion Dummheit. Das Resultat: erst hat sich die Blogosphäre “seiner” Seite angenommen, dann die Presse (nochmal, und hier und hier, etc.), und jetzt wurde er sogar geslashdotted. Sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel (der aber vielleicht wieder gelöscht wird) hat er schon und natürlich ein “eigenes” Blog. Vor etwa 32 h hatte “seine” Seite immerhin schon über 900 000 Hits, jetzt sind es bereits über 2,6 Millionen. Sein Plan ging also voll auf. Ich bin zuerst bei Titanic über einen Link dahin gestolpert, Telepolis hat einen deutschsprachigen Artikel über die Angelegenheit.
Kurzfassung der Geschichte: In Großbritannien ersteigert ein Käufer im Internet ein Laptop von Amir, das dieser nach zwei Monaten auch versendet. Die angegebene Spezifikation wird in wesentlichen Punkten nicht eingehalten, was aber nichts macht, weil das Laptop, entgegen den Angaben, sowieso defekt ist. Käufer möchte sein Geld zurück, Amir weigert sich erst, stimmt dann zu, verläßt das Land für eine Weile, Geld kommt jedenfalls keins. Käufer steckt Festplatte in anderen Rechner, und siehe da: auf der Festplatte wurde nichts gelöscht. Daraufhin stellt Käufer Teile des Festplatteninhalts ins Netz: persönliche Bilder, von Amir, von Amirs Freunden, von Damenbeinen in der U-Bahn, von Amirs Pass, Auszüge aus Amirs Lebenslauf und natürlich Pornographie. Außerdem bietet Käufer Amir an, die Seite nach Rückerstattung des Kaufpreises und einer Entschuldigung wieder aus dem Netz zu nehmen.
Käufer scheint sich seiner Sache jedenfalls sehr sicher zu sein, denn vermutlich (ich kenne das britische Rechtssystem nicht genug) riskiert er hier einen Rechtsstreit. Amir bestreitet Käufers behauptungen, aber für die Tatsache, daß die Festplatte nicht gelöscht wurde, gibt es eigentlich nur eine vernünftige Erklärung: der Verkäufer war dumm und dachte, bei einem defekten Laptop kommt man nicht mehr an die Daten heran.